Haus B.+B.

Haus B.+B.

Art des Projekts

Umbau und Sanierung eines Einfamilienhauses

Adresse

1130 Wien

Planungszeit

Juni 2013 – Mai 2014

Bauzeit

Juli 2014 – November 2015

Wohnfläche

330 m²

Leistungen meterriss in Kooperation mit baukult

Konzept mit Kostenschätzung, Entwurf, Einreichung, Ausführungs- und Detailplanung, Ausschreibung und Vergabe, Bauaufsicht und Abrechnung von baulichen Maßnahmen und Möbeln

Ausgangssituation

Die BauherrInnen haben ein 1894 erbautes Haus in einer Schutzzone in 1130 Wien gekauft. Es liegt in einer ruhigen Nebengasse. Der Straßentrakt war ursprünglich Wohnbereich. Der getrennte Hoftrakt wurde als Waschküche, für DienstbotInnen und als Stall genutzt. In den 1950er-Jahren wurden im Dachgeschoß des Straßentraktes zwei weitere kleine Wohnungen eingebaut. Dafür wurden straßenseitig vier massiv wirkende Dachgauben errichtet, hofseitig wurde mehr als das halbe Dach aufgeklappt und es wurden ebenfalls zwei Gauben errichtet.
In den 1960er-Jahren wurden die beiden vorhandenen Gebäude noch um eine große Garage im hinteren Bereich des Grundstücks ergänzt. Die Bausubstanz des Strassentrakts war in nicht so schlechtem Zustand, einzig die Raumhöhe im Dachgeschoss war gering. Der Hoftrakt war sehr durchfeuchtet.

Wünsche der BauherrInnen

Die Gebäude sollen saniert und für eine vierköpfige Familie umgebaut werden. Den Wohnbereich stellen sich die BauherrInnen von Anfang an im Hoftrakt, geöffnet zum Hof hin, vor. Die Schlafräume müssen zum ruhigen Hof hin orientiert werden. Neben der Wohnung sollen auch die Büroräume der Firma des Bauherren im Haus Platz finden. Die Garage soll geteilt und zur Hälfte als Garage, zur Hälfte als Werkstatt genutzt werden.

Konzept

In einem Konzept wurden zwei ein wenig unterschiedliche Grundrissvarianten untersucht und mit einer Kostenschätzung hinterlegt. Eine der beiden Varianten hätte auch so adaptiert werden können, dass alle gewünschten Funktionen im Erdgeschoß untergebracht gewesen wären, um Baukosten zu sparen.

Aufteilung von Räumen und Funktionen

Im Zuge der weiteren Planung wurde die im Konzept schon grundsätzlich vorgesehene Aufteilung von Räumen und Funktionen zur ausgeführten Lösung gebracht. Strassentrakt und Hoftrakt werden im Erdgeschoss verbunden. Zwei Drittel des Hoftrakts sowie ca. die Hälfte der hofseitigen Räume des Strassentrakts bilden gemeinsam einen großen L-förmigen Raum, in dem gekocht, gegessen und gewohnt wird. Dieser Raum ist zum Hof komplett verglast und in Teilbereichen öffenbar. Davor liegt eine Holzterrasse auf der Ebene des Wohnzimmers, einige Stufen führen in den etwas tiefer gelegenen Garten. Das hinterste Drittel des Hoftrakts ist das private Zimmer der Bauherrin. Eine große Verglasung lenkt den Blick auf den kleinen hinteren Gartenteil, in dem ein großer Kirschbaum steht.
Die Erschließung des Wohnbereichs erfolgt von der Hofseite. Eine Rampe führt von der Durchfahrt zur Eingangstüre im Strassentrakt. Dahinter befindet sich der Vorraum mit Garderobe. Von dort aus geht es einerseits zum großen Koch-Ess-Wohnbereich und andererseits zum Stiegenhaus sowie zu einem WC. Ergänzt wird der Wohnbereich im Erdgeschoß durch einen hinter der Küche gelegenen straßenseitigen Hauswirtschaftsraum, in dem sich auch eine bodengleiche Dusche befindet.

Der Strassentrakt ist zweigeschoßig. Die Stiege aus dem Erdgeschoss führt in das hofseitige, um eine Leseecke erweiterte Stiegenhaus. Von hier geht es einerseits in das hofseitige Elternschlafzimmer, das straßenseitig um ein Bad und ein WC ergänzt wird. Andererseits führt ein Durchgang in das strassenseitige sogenannte Kinderwohnzimmer, also den Bereich, der den Kindern gemeinsam zur Verfügung steht – und der bei Bedarf als weiteres Zimmer abgetrennt werden kann. Von hier aus werden zwei hofseitige Kinderzimmer, ein strassenseitiges Gästezimmer, das strassenseitige Kinderbad, ein weiteres WC sowie ein Abstellraum erschlossen. Vor den Kinderzimmern liegt – dort wo Strassen- und Hoftrakt verbunden worden sind – eine kleine Terrasse. Grundriss und Installationen des Obergeschoßes sind so ausgeführt, dass das Obergeschoß auch als eigene Wohneinheit genutzt werden könnte.

Die von den – insgesamt geringen – Außengeräusche am meisten betroffenen Räume im Erdgeschoß auf der Straßenseite werden großteils für die Büroräume des Bauherren genutzt. Ein eigener Eingang direkt aus der Durchfahrt erschließt diesen Firmenbereich – der Bauherr selbst kann auch durch eine innere Verbindungstüre aus seiner Wohnung ins Büro gehen. Ein WC ergänzt die Büroräume. Der früher betonierte Hof wird zu einem grünen Garten. Die große Garage wird hergerichtet, geteilt und als Werkstatt und Garage genutzt.

Schutzzone

Aufgrund der Lage in der Schutzzone gestaltete sich die Abstimmung mit der Baubehörde aufwändig. Strassenseitig wurden neue Gauben errichtet – diese können nach aktueller Gesetzeslage nur ein Drittel der Länge des Gebäudes einnehmen. Daher wurden im Elternbad Dachflächenfenster zur Belichtung eingebaut. Hofseitig folgt das Volumen des Strassentrakts der in den 1950er-Jahren baubewilligten und ausgeführten Planung. Dadurch konnten größere Bereiche mit flacher Decke ausgeführt werden, als heute bewilligungsfähig wären.

Der Hoftrakt durfte – trotz seines schlechten Bauzustands – nicht komplett abgebrochen und neu errichtet werden. Ein umfassender Umbau war aber möglich. Das vorhandene Dach wurde abgebrochen – das neu errichtete Oberlicht mit Schrägverglasung erfüllt die Bestimmung, dass ein Pultdach an der Grundgrenze errichtet werden muss. Ansonsten wird der Hoftrakt von einem begrünten Flachdach nach oben abgeschlossen.

Die Farben sowie die Ausführung der Gauben an der Straßenseite wurden in enger Abstimmung mit der für Architektur und Stadtgestaltung zuständigen Magistratsabteilung erarbeitet. Strassenseitig mussten dem ursprünglichen Bestand angepasste Kastenfenster eingebaut werden.

Bautechnisches

Ursprünglich sollte der Dachstuhl erhalten werden. Im Laufe der Planung stellte sich aber heraus, dass die notwendigen statischen und bauphysikalischen Maßnahmen die sowieso schon geringe Raumhöhe noch weiter als erwartet verringert hätten. Daher wurde der Dachstuhl komplett entfernt und durch eine neue Stahl-Holz-Konstruktion mit einer größeren Dachneigung ersetzt.

Die Dippelbaumdecke zwischen Erdgeschoß und Obergeschoß wurde mit einer Stahlbetonverbunddecke verstärkt. Dadurch konnte ein Heizestrich gelegt und die Übertragung von Trittschall vom Obergeschoß ins Erdgeschoß minimiert werden.

Die Mauern wurden teilweise gegen aufsteigende Feuchtigkeit durchgeschnitten und abgedichtet. Die hofseitige Fassade wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt. Straßenseitig bleibt die Fassade ungedämmt, um das gewünschte Straßenbild in der Schutzzone zu erhalten. Die Fenster wurden – mit Ausnahme der im Erdgeschoß straßenseitig vorgeschriebenen Kastenfenster – als Holz-Alu-Fenster ausgeführt.

Gestaltung, Räume

Straßenseitig bekommt das Gebäude – im Einklang mit der Schutzzone – ein unauffällig in das Ensemble integriertes Äußeres.  Die Gauben werden mit optisch sehr schlanken Sichtflächen ausgeführt.

Hofseitig wurde ein moderneres Erscheinungsbild angestrebt.

Der Straßentrakt erhält große neue Fensteröffnungen. Seine Fassade ist weiß verputzt und zeigt so die Massivität und Geschichte dieses gemauerten Gebäudeteils.

Beim Hoftrakt werden viel größere Teile der Fassade verglast. Die Teile dazwischen sind mit einer Plattenfassade verkleidet. Dadurch wirkt der Hoftrakt optisch leichter und neuer als der Straßentrakt.

Ein sich von der Durchfahrt über die Rampe beim Eingang über die Terrasse und um die Ecke des Hoftrakts ziehendes horizontales Vordach verbindet die beiden unterschiedlichen Bauteile.

Im Inneren wird – wo nicht eine Abtrennung der Individualräume erforderlich ist – eine fließende Gestaltung mit Durchblicken angestrebt. So werden Vorraum und Kochbereich nur durch ein Möbel, das die Garderobe enthält, getrennt. Daneben und darüber begrenzt eine Verglasung den Raum, sodass der Blick die ganze Decke und damit den ganzen Raum erfassen kann. Im Ess- und Wohnbereich fällt das Licht nicht nur durch die Glasfassade zum Hof ein, sondern an der sonst dunklen Seite entlang der Grundstücksgrenze auch durch ein Oberlichtband.

Im Obergeschoß sind Stiegenhaus mit Lesebereich und Kinderwohnzimmer mit Erschließungsbereich durch große Durchbrüche oberhalb der Mittelmauer räumlich verbunden. Oberhalb des Gangs und des Abstellraums wird das verbleibende Volumen als Galerie für das eine Kinderzimmer sowie das Gästezimmer genutzt. Durch die Konstruktion ergibt sich im Obergeschoß ein Vorsprung auf der Mittelmauer in ca. 250cm Höhe. Dieser wird in weiten Teilen für eine indirekte Beleuchtung mit einem LED-Band genutzt.

Einrichtung

Ein Teil der Möbel wurde gemeinsam mit dem Gebäude geplant. Im Erdgeschoß teilt das Garderobenmöbel aus orange durchgefärbten MDF-Platten Vorraum von Kochbereich ab. Die Küche ist von einem großen Küchenhersteller und wurde vom Küchenstudio in enger Abstimmung mit den ArchitektInnen geplant.

Im Zimmer der Bauherrin wird an der Seite mit der großen Verglasung zum Kirschbaum eine Möblierung mit einer Liege, die in die Fensterbank übergeht, ausgeführt werden. Die Individualräume im Obergeschoß werden in Teilen mit Maßmöbeln eingerichtet. Alle diese Möbel sind weiß lackiert, um einen ruhigen Hintergrund für die bunten Dinge des Lebens zu bieten.

Beide Kinderzimmer erhalten auf der einen Längsseite eine Stauraumlösung aus höheren und niedrigeren Kastenteilen mit verschiedener Inneneinrichtung. Die andere Seite wird von den BauherrInnen mit einem leicht umbaubaren Regalsystem ergänzt werden. Jedes Kind kann auf einer oberen Ebene schlafen: im Zimmer der Tochter wird die baulich vorhandene Galerie zum Schlafbereich, im Zimmer des Sohnes wird ein Hochbett errichtet.
Die Eltern bekommen einen Kleiderkasten sowie eine Kommode, die gleichzeitig Bank ist.
Im Gästezimmer steht ein der Dachschräge angepasster Wandverbau.

Die beiden Bäder werden nach Varianten der gleichen Grundidee eingerichtet.
In jedem Bad gibt es einen langen an der Wand hängenden weißen Unterschrank, in dessen Platte die Waschbecken eingelassen sind. Der Spiegelschrank darüber nimmt in beiden Bädern die gesamte Länge des Raumes mit seinem schrägen Abschluss ein.
Die Fläche hinter den Waschbecken hat in beiden Bädern eine Verglasung als Wandverkleidung: im Elternbad in Gelb und Orange, im Kinderbad in zwei Grüntönen.
Die Wanne im Elternbad ist in ein Podest, dass als Sitz- und Ablagefläche genutzt werden kann, eingebaut. Die bodengleichen Duschen haben gläserne Duschwände.
In die Spiegel integrierte, oben auf den Oberschränken sowie in der Dachschräge angebrachte LED-Bänder beleuchten die Bäder.

Kästchen in den WC’s sowie Stauraum und Möblierung bei den Geräten im Hauswirtschaftsraum ergänzen die Maßmöbel.