Wohnung H.

Wohung H.

Art des Projekts

Ausbau einer im Edelrohbau gekauften Wohnung

Adresse

Wien

Planungszeit

Juli 2010 – April 2011

Bauzeit

Mitte Mai – Mitte September 2011

Wohnfläche

159 m²

Leistungen meterriss

Konzept mit Kostenschätzung, Entwurf, Ausführungs- und Detailplanung, Ausschreibung und Vergabe, Bauaufsicht und Abrechnung von baulichen Maßnahmen und Möbeln

Ausgangssituation

Die Wohnung befindet sich in einem Wiener Gründerzeithaus an einem Park.
Das Gebäude hatte früher eine öffentliche Nutzung und wurde von einem Investor in seiner Gesamtheit zu Wohnungen umgebaut, die als Edelrohbau verkauft wurden.

Die Wohnung selbst besteht aus einem ca. 60 m2 großen Raum an einer Seitenstraße, einem ca. 80 m2 großen Raum zum Park mit Balkon sowie dazwischen aus einer ehemaligen Gangfläche.

Die schon vor dem Verkauf der Wohnungen ausgeführten Arbeiten bedeuten technischen Vorgaben, die beim Ausbau berücksichtigt werden müssen:

  • Das Gebäude wurde mit einer innenliegenden Wärmedämmung ausgestattet, daher können Elektroinstallationen nicht in die Außenwände eingestemmt werden.
  • Eine bereits verlegte Fußbodenheizung verunmöglicht es, Leitungsführungen im Boden zu verändern.
  • Die Anschlussmöglichkeiten für die Sanitärinstallation sind schon vorgegeben.

Wünsche des Bauherren

Der Bauherr ist Schriftsteller und wird in der Wohnung wohnen und arbeiten.
Daher benötigt er neben den für eine Wohnung üblichen Nutzungsmöglichkeiten Raum zum Denken und zum Schreiben sowie viel Stauraum für Bücher und Papier.
Ungeklärt ist auch die Frage, ob er zum Park oder zur Straße schlafen will.

Entwurf

meterriss entschließt sich, den großen Raum zum Park in seiner Gesamtheit bestehen zu lassen.
Entlang der Innenwand, die der Fensterfront gegengenüber liegt, entsteht als zentrales Element des Entwurfs der Wohnung für den Schriftsteller ein 12,5 m langes Regal: überwiegend für Bücher, genauso nutzbar zum Verstauen von Tellern und Gläsern, Erinnerungen, Telefon und W-Lan-Router,… Neben der Funktion als Stauraum dient das Regal in gefülltem Zustand dazu, die Akustik in dem großen Raum zu verbessern.
Eine Kochinsel schafft einen kleineren Bereich zum Essen und einen größeren Bereich ohne fix vorgegebene Nutzung oder Möblierung. Dieser Teil ist der, der vermutlich am meisten genutzt werden wird: zum Wohnen und vor allem zum Denken. Er kann mit den vorhandenen Möbeln des Bauherren (Sofas sowie diverse schöne Einzelstücke aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts) flexibel und veränderbar möbliert werden.
Die Kochinsel ist so entworfen und gebaut, dass sie in zwei Zeilen zerlegt werden kann, falls das in Zukunft gewünscht wird, z.B. weil doch ein (Schlaf-)Zimmer vom großen parkseitigen Raum abgetrennt wird.

Der Teil zur Straße nimmt fast alle übrigen Funktionen auf:
Das Arbeitszimmer ist der Ort für die Arbeit mit dem Notebook: schreiben und Büroarbeit.
Das Schlafzimmer ist mit einer großen Öffnung mit dem Arbeitszimmer verbunden, die bei Bedarf mit einer Schiebetüre nahezu schalldicht geschlossen werden kann.
Das Badezimmer ist sparsam dimensioniert und mit Waschbecken und Badewanne ausgestattet.

Der mittlere Bereich der Wohnung umfasst den Vorraum, der auch die beiden Seiten der Wohnung miteinander verbindet, WC und Abstellraum (der jetzt als begehbare Garderobe genutzt wird).

Alle Räume der Wohnung (mit Ausnahme von Bad, WC und Abstellraum) sind durch große Türöffnungen miteinander verbunden, sodass der ganze Raum in einem wahrgenommen werden kann. Bei Bedarf können die Öffnungen durch Schiebetüren geschlossen werden. Bis auf die gut schalldämmende weiß lackierte Holzschiebetüre zum Schlafzimmer sind alle Schiebetüren aus transluzenten Kunststoffstegplatten gefertigt, um die anderen Teil der Wohnung auch im geschlossenen Zustand durchschimmern zu lassen.

Ausstattung, Materialien, Farben, Licht

Der gesamte Entwurf für die Wohnung ist sehr ruhig und einheitlich gehalten. Er bietet einen Rahmen für das Leben. Die Abwechslung und die Farben werden durch die Dinge des Bauherren in die Wohnung gebracht.
Bestes Beispiel dafür ist das lange Regal mit seinen annähernd gleich großen Fächern, dass auch im gefüllten Zustand mit verschiedensten Dingen einen ruhigen Hintergrund bildet.
Genauso finden in dem großen Raum die unterschiedlichen Möbel des Bauherren Platz.

Auch die Auswahl an Materialien und Farben ist sehr reduziert:
Sowohl der Boden als auch alle neuen Maßmöbel (Regal, Kochzeile und Möbel im Bad) sind aus Eiche und mit dem gleichen dunklen Öl behandelt.
Wände und Holzinnentüren sind weiß.
In Bad, WC und Abstellraum werden Eiche und Weiß durch hellen Kunststein als Boden- und Wandbelag ergänzt.

Als Grundbeleuchtung dienen im parkseitigen Raum, im Arbeitszimmer sowie im Vorraum Stoffsegelleuchten. Die individuelle Note wird auch hier durch vorhandenen Stehleuchten des Bauherren hereingebracht.

Umgang mit technischen Vorgaben und vorhandenen Baumängeln

Neben den schon beschriebenen gestalterischen Entscheidungen hat sich ein großer Teil der Planung mit den durch den vorhandenen Edelrohbau vorgegebenen Umständen befasst.

Um die Wände installationsfrei zu halten, laufen entlang der Wände im Boden Kabelkanäle aus Aluminium für die Elektroinstallation. Diese ermöglichen auch eine leichte Veränderbarkeit der Positionen von Steckdosen etc.
Die mögliche Lage der Sanitärräume ist durch die vorhandenen Anschlussmöglichkeiten stark vorgegeben gewesen. Um ein wenig Flexibilität zu erlangen werden die Leitungen in den neu errichteten Gipskartonwänden verlängert und andere Anschlussmöglichkeiten verschlossen.

Im Zuge der Planung hat sich außerdem herausgestellt, dass die neu errichteten Teile des Edelrohbaus unzählige bauliche Mängel aufweisen. Diese sind teilweise im Zuge des Ausbaus saniert worden.
Weiters hat meterriss den Bauherren bei seiner Inanspruchnahme von juristischer Hilfe in bautechnischen Fragen begleitet.