Haus W+K

Haus W. + K.

Art des Projekts

Anbau an ein Einfamilienhaus, Wärmedämmung des und bauliche Änderungen im Bestand

Adresse

1210 Wien

Planungszeit

Juni 2016 – Mai 2017

Bauzeit

Juni – Dezember 2017; diverse Komplettierungsarbeiten 1. Hälfte 2018

Wohnfläche

136 m²

Leistungen meterriss

Konzept mit Kostenschätzung, Entwurf, Einreichung, Ausführungs- und Detailplanung, Ausschreibung und Vergabe, Bauaufsicht und Abrechnung

Ausgangssituation

Frau W.’s Großeltern haben das bestehende Haus Ende der 1960er und Anfang der 1970er – großteils mit eigenen Händen – erbaut.

Der Hauseingang führte auf der hinteren Seite des Hauses in einen Windfang. Im Erdgeschoß befanden sich Wohnzimmer, Küche, Bad und WC. Direkt aus dem Wohnzimmer führte die Stiege ins Obergeschoß. Dort gab es zwei Zimmer – ein Schlafzimmer und ein jetzt als Arbeitszimmer genutztes sehr kleines Kinderzimmer – sowie einen Abstellraum. Am Dach der angebauten Garage befindet sich eine Terrasse.

Das Haus hat einen betonierten Keller, Erdgeschoß und Obergeschoß sind aus Vollziegeln gemauert. Die Außenwände waren mit einer vorgehängten Fassade aus PVC-Lamellen mit einer dünnen Schicht Mineralwolle gedämmt. Im Laufe der Jahre sind die Fenster auf Holzfenster mit Isolierverglasung getauscht und das Abwasser an den Kanal angeschlossen worden.

Wünsche der BauherrInnen

Inzwischen gehört das Haus Frau W., die es gemeinsam mit Ihrem Lebenspartner Herrn K. bewohnt.
Das Haus soll vergrößert werden, damit es in Zukunft einer vierköpfigen Familie Platz bieten kann. Außerdem sind ein Gästezimmer, ein Arbeitszimmer und ein zweites Bad gewünscht.

Aufteilung von Räumen und Funktionen

Verschiedene Punkte wurden neben dem Raumprogramm für den Entwurf berücksichtigt:
Der neue Wohn-Ess-Kochbereich soll sich dem Garten zuwenden und dort mit einer Terrasse ergänzt werden. Dadurch und für einen direkteren Weg ins Haus ergibt sich, dass der Eingang auf die Vorderseite des Hauses verlegt werden soll. Die einzelnen Zimmer sollen unabhängig voneinander erschlossen werden. Im bestehenden Haus soll – aus Kostengründen und um das Haus während der Bauzeit weitgehend bewohnbar zu lassen – möglichst wenig verändert werden.

Der Anbau wird also an der Gartenseite situiert. Im Erdgeschoß befindet sich ein einziger großer Raum für Wohnen, Essen und Kochen. Dieser Raum hat zwei verschiedene Fußbodenniveaus: Der obere Teil wird eben aus dem alten Erdgeschoß betreten – dort befindet sich die Küche, von der aus der ganze Raum überblickt werden kann. Von dort geht es drei Stufen hinunter in den Ess- und Wohnbereich, an den sich auf gleicher Ebene die Terrasse anschließt. Von der Terrasse aus geht es wieder einige Stufen hinunter in den Garten. Durch diese Aufteilung des Höhenunterschieds zwischen bestehendem Erdgeschoß und Garten wird der Wohnbereich „näher an den Garten herangebracht“. Ein früher in der Außenwand befindliches Glasbausteinelement ist jetzt ein durchscheinendes verbindendes Element zwischen Stiegenhaus und neuem Erdgeschoß.
Außen am Anbau wird ein Edelstahlkamin errichtet, um im Wohnbereich einen Kaminofen aufstellen zu können. Im Obergeschoß des Anbaus befinden sich das neue Schlafzimmer und ein Kinderzimmer, dazwischen das neue Bad. (Das alte Schlafzimmer ist geplant als Kinderzimmer benutzt zu werden.)

Im bestehenden Haus wird aus der alten straßenseitigen Küche das neue Vorzimmer: dafür wird anstelle des Fensters die Eingangstüre eingebaut und davor eine Eingangsstiege errichtet.
Das alte Wohnzimmer wird mit einer Wand in ein Gästezimmer und einen Gang, der zur Stiege führt, geteilt. Dadurch kann das Obergeschoß erschlossen werden, ohne dass das Gästezimmer ein Durchgangszimmer wäre.
Im Obergeschoß wird der Abstellraum verkleinert und ein WC eingebaut.

Konstruktion, Form und Materialien

Es war von Anfang an klar, dass sich der Anbau optisch und konstruktiv vom Bestand abheben kann.
Daher wurde er als moderner kubischer Baukörper mit einem Flachdach konzipiert.
Auch von den Materialien her unterscheiden sich Bestand und Anbau: Der Bestand ist ein Massivbau mit verputzter Fassade. Der Anbau ist ein Holzbau mit einer Lärchenschindelfassade – die sich auch auf der Straßenseite auf dem neuen Bauteil Eingangsstiege zeigt.

Neben diesen konzeptionellen Gründen sprachen die Verwendung eines nachwachsenden Baustoffs sowie die rasche Bauzeit für die Errichtung des Anbaus als Holzbau.
Im Laufe der Planung und letztlich nach Vorliegen der Angebote fiel die Entscheidung auf einen Massivholzbau aus Brettsperrholz: den BauherrInnen waren vollflächige Holzwände mit einem größeren Wärme- und Feuchtepuffervermögen sympathischer als Holz-Riegel-Wände mit dann notwendigen separaten Folien / verklebten Platten für die Dampfdichtigkeit. Das war die – überschaubaren – Mehrkosten wert.

Innen wurden die Wände direkt mit Gipskartonplatten beplankt, um keine „hohle“ Vorsatzschale zu haben. Daher mussten die Installationen in die Massivholzwände eingefräst werden.
Die Decken blieben als Holzdecken sichtbar. Die Grundbeleuchtung des großen Raumes für Wohnen, Essen und Kochen wurde mit LED-Bändern an den langen Kanten zwischen Wänden und Decken ausgeführt.

Außen wurde das Haus mit Steinwolle gedämmt und dann mit unbehandelten Lärchenschindeln verkleidet. Die zunächst rötlichbraunen Schindeln werden im Lauf der Zeit grau werden.
Die neuen Fenster sind Holz-Alu-Fenster mit Rollos bzw. einer Raffstore im Erdgeschoß und Innenjalousien im Obergeschoß.

Sanierungsarbeiten im Bestand

Beim vorhandenen Haus wurde die alte Fassade aus PVC-Lamellen und Mineralwolle entfernt. Die darunterliegende unverputzte Ziegelwand wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem aus verputztem EPS neu gedämmt.
Die Holzfenster blieben erhalten, das Garagentor musste erneuert werden.
Dachstuhl und Dachdeckung blieben Bestand – es wurde nur der Dachboden-Fußboden mit Holzdämmplatten gedämmt und die Dachrinnen den neuen Gegebenheiten angepasst.

Die Installationen waren erfreulicherweise in einem so guten Zustand, dass – abgesehen von den Änderungen, die für die neue Raumkonfiguration notwendig waren – nur wenige Teile erneuert werden mussten:
Die Elektroinstallation im Haus war von Anfang an leerverrohrt verlegt und musste mit wenigen Ausnahmen nicht verbessert werden. Lediglich der Hausanschluss, der Verteiler sowie die Erdung wurden erneuert.
Auch das Heizungssystem konnte weiter verwendet werden: Das Haus hatte von Anfang an eine Gaszentralheizung mit Fußleistenheizkörpern, die weiterhin im Bestand verwendet wird. Mit dem bestehenden – seit dem Bau des Hauses schon einmal getauschten – Heizkessel kann auch der Anbau beheizt werden: dafür wurde die Heizungsanlage um die Mischer und Pumpen für die Fußbodenheizung im Anbau sowie eine neue Regelung ergänzt.
Auch das Warmwasser wird jetzt über den Heizkessel mit einem Warmwasserspeicher erwärmt und nicht mehr mit einem Durchlauferhitzer.
Die Wasser- und Abwasserinstallation im bestehenden Bad ist bereits vor wenigen Jahren erneuert worden. Für die neuen Sanitärräume und die Küche wurden die Leitungen ab den Anschlüssen im Keller neu verlegt, sodass keine aus alt und neu zusammengestückelten Leitungsführungen entstanden.

Bauablauf

Der Massivholzbau setzt eine genaue Planung voraus, weil die Platten exakt passend vom Werk geliefert werden. Da auch die Installationen in diese Platten eingefräst worden sind, musste die genaue Ausführung der Installationen vor Bestellung des Holzbaus mit den BauherrInnen sowie den Installationsfirmen abgestimmt werden. Für die Anschlussstellen zum Bestand wurden kleine Toleranzen eingeplant, die mit der Gipskartonverkleidung ausgeglichen wurden.
Auch die Fenster sind nach den Planmaßen für den Holzbau bestellt worden. (Die Alternative wäre, die Fenster erst nach Aufstellen des Rohbaus nach Naturmaßen zu bestellen – das verhindert falsche Maße durch Planungsfehler, verlängert aber die Bauzeit um die Lieferzeit der Fenster.)

Während der Lieferzeit des Holzrohbaus wurden von der Baufirma der alte Windfang abgebrochen und die neue Bodenplatte betoniert und abgedichtet. Die Installationen, die zwischen Altbau und Neubau bzw. unter dem Podest für die Küche verlaufen, sind von Installateur und Elektriker vorbereitet worden.

Dann wurde der Holz-Rohbau in einem Tag von der Zimmerei PÖLL aufgestellt. Alle Teile haben exakt gepasst!

Jetzt konnten die Fenster eingebaut werden.
Die Zimmerei stellte die Wärmedämmung des Holzrohbaus samt Windbremse her und montierte die Lattung für die Schindeln.
Die Abdichtung des Flachdachs sowie die Verblechungen am Anbau wurden auch von der Firma PÖLL ausgeführt – die Ausführung von Zimmerei-, Dachdeckerei- und Spenglereiarbeiten aus einer Hand hat den Ablauf an diesen Schnittstellen vereinfacht.
Parallel dazu wurden innen die Verkleidung der Holzwände, die Trockenbauwände und die Installationen ausgeführt.

Während der Betriebsurlaube von Zimmerei / Spenglerei und Architektin nagelten die BauherrInnen in ca. 2,5 Wochen die Schindelfassade in Eigenleistung.

Das Wärmedämmverbundsystem am bestehenden Gebäude wurde parallel mit den Arbeiten am Anbau hergestellt

Nach Herstellung von Fußbodenheizung und Estrich sowie Trocknung und Ausheizen des Estrichs konnte der Holzfußboden im Erdgeschoß verlegt werden.
Danach wurde die neue Küche aufgestellt.

Da das Haus ja (fast) durchgehend bewohnt war, konnte die alte Küche erst jetzt abgebrochen werden und der Raum zum neuen Vorzimmer umgebaut werden.

Als letzte gröbere Arbeiten wurden die Arbeiten um das Haus gemacht: Terrasse und Eingangsstiege wurden betoniert und der Regenwassertank sowie die Versickerungselemente eingegraben.

Nach Fertigstellung der Oberflächen (Verlegung von Laminat und Fliesen, ausmalen) wurden die Sanitärgegenstände und die Innentüren montiert.

Kostenrelevantes

Im Zuge des Entwurfs und des Bauablaufs wurden diverse Maßnahmen gesetzt, um Kosten zu reduzieren:

Von Anfang an wurde versucht, im bestehenden Gebäude so wenig wie möglich zu ändern.

Nach Erstellung des Konzepts wurden im Zuge der Entwurfsplanung diverse Einsparungen durchgeführt: Ursprünglich war eine außenliegende neue Stiege ins Obergeschoß geplant. Damit wäre das Obergeschoß direkt aus dem Vorraum separat erschlossen worden. Auf diesen Vorteil wurde zugunsten der deutlichen Kostenersparung durch Weiternutzung der vorhandenen Stiege verzichtet.
Weiters wurde der ursprünglich geplante Carport – die Garage wird nämlich als Gartenschuppen genutzt – vorerst nicht ausgeführt.

Das Wärmedämmverbundsystem am Bestandsgebäude wurde in der preisgünstigsten Variante – EPS – ausgeführt. Ebenso blieben die Fenster im Bestand erhalten: hier waren ja nicht mehr die originalen Fenster, sondern bereits Holzfenster mit Isolierverglasung vorhanden.
Eine kleine Einsparung konnte noch durch Verwendung von Laminat- statt Holzfußboden im Obergeschoß erreicht werden: das machte das Budget für einen hochwertigen Parkett im Erdgeschoß frei.

Weitere Einsparungen wurden durch Ausführung von Arbeiten in Eigenleistung erzielt:
Der größte Posten war die Nagelung der Schindeln durch die BauherrInnen auf die vorbereitete Unterkonstruktion. Da das Nageln der Schindeln sehr arbeitsintensiv ist – jede Schindel muss separat befestigt werden – ist das ein Punkt, wo eine große Einsparung möglich ist.
Weiters wurden die Dämmung der obersten Geschoßdecke, Mal- und Anstreicharbeiten sowie das Verlegen von Fliesen und Laminatfußboden in Eigenleistung durchgeführt.
Die Küchenkästchen sind von einem bekannten Möbelhaus und wurden von den BauherrInnen selbst aufgestellt. Die Massivholz-Arbeitsplatten samt Kochfeld und Spüle wurden von der Tischlerei ergänzt.

Für das Bauvorhaben wurde die Sanierungsscheck-Förderung bezogen.

Baurechtliches

Bei diesem Haus wurde im Zuge der Einreichung des Anbaus die Lage des Hauses am Grundstück im Bauakt richtiggestellt: Das Haus ist zwar annähernd wie eingereicht gebaut worden, allerdings um einen Meter versetzt.